Praxiswerkstatt „Wir bauen eine Käferburg“

Sich unter einer Käferburg etwas vorzustellen fällt manchem sicherlich nicht einfach, beschäftigt man sich mit dem Thema genauer, wird aber schnell deutlich wie wichtig Käfer und vor allem ein für sie geeigneter Lebensraum sind.

Was ist eine Käferburg?

Eine Käferburg ist quasi ein kleines Hotel für Käfer und Insekten aller Art. Anders als der Name vermuten lässt, leben hier nämlich nicht nur Käfer. Der Aufbau ist dabei simpel gehalten, bietet jedoch trotzdem – wenn man es richtig macht – wichtigen Lebensraum für viele verschiedene Käferarten. Grundlage bietet dabei eine Grube, in die verschiedenen Arten und Größen an Totholzstämmen eingegraben werden. Zur Stabilisierung der Stämme werden anschließend die Zwischenräume mit einem Gemisch aus Erde und Sägespänen aufgefüllt.  Mit einer Käferburg sorgen wir also für besonderes wertvolles Stück Natur.

Menschen bauen eine Käferburg, die aus Baumstämmen und Ästen besteht, im Wald ,im Zuge des Projekts Praxiswerkstatt wir bauen eine Käferburg der Firma WOERLE

Warum ist stehendes Totholz so wichtig?

Totholz fällt meist nur ins Auge, wenn es „unordentlich“ wirkt, entstanden etwa durch Astbruch oder Sturmschäden. Unordnung ist dabei eine sehr subjektive Empfindung, denn die vom Holz profitierenden Lebewesen wissen ganz genau, was sie wo finden. Für einige von uns ist es dann einfach nur abgestorbenes und nutzloses Holz. Doch das stimmt ganz und gar nicht. Gerade Totholz ist ein wichtiger Bestandteil in einer funktionierenden Natur und inzwischen ein immer selten werdender Lebensraum, der vielen Tier- und Pflanzenarten als Nahrungslieferant, Unterschlupf und Nistplatz dient. Besonders stehendes Totholz ist sehr wertvoll, da es langsamer verwittert und daher, vor allem Pflanzen- und Pilzarten einen adäquaten Lebensraum bietet.

Zwei Männer arbeiten an einer Käferburg im Wald, die aus Baumstämmen und Stöcken besteht. Dies tun sie im Rahmen des Projekts Praxiswerkstatt wir bauen eine Käferburg der Firma WOERLE

Und warum gerade Käfer?

Österreichweit sind ca. 7500 Käferarten bekannt. Etwa 1/5 der heimischen Käferarten benötigen Holz als Lebensraum. Einige von uns empfinden Käfer eklig und manchen sind die kleinen Krabbler vielleicht sogar ein Dorn im Auge. Was wir dabei oft nicht sehen ist, dass auch sie wichtige Aufgaben in der Natur übernehmen. Viele von ihnen sind natürliche Schädlingsbekämpfer, Aasverwerter, unverzichtbare Nahrungsquelle für Vögel und andere Kleintiere. Auch zu den Bestäubern zählen sie.

Eine Gruppe an Menschen steht hinter einer Käferburg, die sie im Wald gebaut haben. Die Burg besteht aus Baumstämmen und Ästen und entstand im Zuge des Projekts Praxiswerkstatt wir bauen eine Käferburg der Firma WOERLE

Die Woerle-Bauern als aktive Lebensraumgestalter

Im Rahmen des von Bund, Ländern und EU geförderten Projektes „Wir Baue(r)n für die Vielfalt“, bei dem die Fa. WOERLE Projektpartner ist, haben unsere Bäuerinnen und Bauern gemeinsam mit dem ÖKL und unter der Leitung des Biologen Georg Derbuch am Betrieb der Familie Maislinger eine solche Käferburg errichtet.  Zu Beginn wurde allen Teilnehmern bei einem Rundgang am Betrieb vermittelt wie wichtig Artenvielfalt ist und welche Besonderheiten es unter den Käferarten gibt. Nach einer Mittagspause ging es dann an die Arbeit, mit vereinten Kräften wurde die erste WOERLE-Käferburg in Oberösterreich errichtet.

Vielen Dank an den tollen Referenten für diese beeindruckende Praxiswerkstatt, bei der alle viel neues Wissen mitnehmen konnten.

Wusstest du, dass…

… Käfer neben den Fliegen zu den ersten Bestäubern der Erdgeschichte gehören? Seit mehr als 130 Millionen Jahren fressen Blüten besuchende Käfer vor allem Pollen, da der Nektar für ihre kurzen, beißenden Mundwerkzeuge oft zu tief verborgen ist. Sie sind deshalb eher auf gut zugänglichen, offenen, pollenreichen Blüten wie beispielsweise Rosen, Apfelbäumen, Engelwurz und Wilder Möhre zu finden. Alles was weißliche oder gelb-bräunliche Blüten hat oder stinkt wird heiß geliebt und gerne besucht. Käfer nutzen die Blüten ansonsten auch gerne zum Sonnen, Übernachten oder als Paarungsplatz.