Praxiswerkstatt „Mehr als nur ein schlamperter Streifen“
Für die einen eine Augenweide, für die anderen nur ein „schlamperter“ Streifen – doch ein Blühstreifen ist viel mehr als das. Er bietet Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Doch was braucht es für einen Blühstreifen, wie legt man diesen an und pflegt ihn?
„Na, einen ungemähten Grasstreifen kann ich nicht stehen lassen, das schaut schlampert aus. Da reden die Leute über mich und der Nachbar schimpft.“
Biodiversitätsstreifen und spät gemähte Wiesen schauen für viele auf den ersten Blick schlampert aus. Das Gras ist hoch und vielleicht sogar schon braun. Dieses Bild ist man in der Landschaft nicht gewohnt und wird daher meist auch nicht gerne gesehen. Bäuerinnen und Bauern, die solche schlamperten Biodiversitätsstreifen anlegen, müssen teilweise gegen ihre eigenen Empfindungen arbeiten und unterliegen unter anderem auch der kritischen Bewertung ihres Umfelds.
Aber woher kommt diese Wahrnehmung eigentlich? Warum nehmen wir manches als ordentlich und manches als schlampert wahr. Und was bedeutet Ordnung in der Landwirtschaft und in unseren Gärten für die Natur?
Naturnahe Flächen als wichtiger Lebensraum
Farbige Schmetterlinge über duftenden Blumenwiesen, zirpende Heuschrecken, blühende Obstbäume – nur noch Erinnerung an die Kindheit? Nicht unbedingt: Es liegt allein an uns, diese Welt wenigstens ein Stück weit wieder in unsere Umgebung oder unsere Gärten zu holen.
Biodiversität – beschreibt die biologische Vielfalt. Dazu gehören alle Lebewesen und Arten, Ökosysteme und Landschaften. Wilde Ecken mit heimischen Sträuchern und standortgerechten Pflanzen sind wichtige Futterquellen für viele Vögel und Insekten. Eine ganze Reihe von Tierarten ist abhängig von naturnahen Flächen, die immer mehr aus unserer Landschaft und den Gärten verschwinden. Je mehr verschiedene Strukturen vorhanden sind oder wieder geschaffen werden, desto mehr Arten finden dort einen Lebensraum mit verschiedensten Nahrungs-, Versteck- und Nistmöglichkeiten. Eine hohe biologische Vielfalt ist der Maßstab für eine gesunde Umwelt und eine intakte Natur.
Daher sollten wir unsere eigenen Wertvorstellungen rund um Landschaft und unsere Gärten hinterfragen und zukünftig wieder ein wenig mehr Schlampigkeit erlauben.
Woerle-Bauern als aktive Lebensraumgestalter
Im Rahmen des von Bund, Ländern und EU geförderten Projektes „Wir Baue(r)n für die Vielfalt“, bei dem die Fa. WOERLE Projektpartner ist, haben unsere Bäuerinnen und Bauern gemeinsam mit uns und dem ÖKL, mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer Salzburg und dem Maschinenring Salzburg, Biodiversitätsstreifen im Grünland angelegt. Praxiserfahrene Landwirte haben über die Vorteile, aber auch die Herausforderungen mit einem Blühstreifen am eigenen Betrieb berichtet. Und von Dr. Johann Neumayr durften alle Teilnehmer über die Insektenvielfalt im Grünland lernen.
Wir freuen uns sehr, dass unsere Praxiswerkstatt dieses Mal während der „Woche der Landwirtschaft“ stattgefunden hat und Konsumenten die Möglichkeit hatten, an der Praxiswerkstatt teilzunehmen und sich mit unseren landwirtschaftlichen Betrieben auszutauschen.