Praxiswerkstatt „Blühstreifen bewusst gestalten“
Eine vielfältige und artenreiche Natur hat für uns Menschen zahlreiche Nutzen. Sie kann uns mit sauberer Luft, reinem Trinkwasser, Rohstoffen, aber auch fruchtbarem Boden und Nahrungsmitteln versorgen. Die Bestäubung und damit die Vermehrung von Pflanzen ist eins der wichtigsten Themen in der Natur und ist nur in einer Umwelt mit hoher Artenvielfalt möglich.
Neben Honigbienen, Schwebfliegen, Schmetterlingen oder Käfern sind es in Österreich vor allem knapp 700 Wildbienenarten, die beim Sammeln von Pollen und Nektar für die Bestäubung und damit für die Vermehrung der heimischen Pflanzen verantwortlich sind. Neben der Erhaltung artenreicher Lebensräume spielen Insekten aber auch im Gleichgewicht der Natur noch eine andere wichtige Rolle. Sie sind Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Räuber wie Spinnen, Fledermäuse, Vögel oder Reptilien. Wenn diesen Räubern die Nahrungsgrundlage fehlt, werden ihre Bestände abnehmen. Der Rückgang der Insektenvielfalt hat also weitreichende Folgen auf das ökologische Gleichgewicht. Jedes Tier, jede Pflanze hat in diesem Gleichgewicht ihre spezielle Aufgabe, die oft nicht von anderen Arten übernommen werden kann. Wenn wir Insekten schützen und fördern, sichern wir auch das Überleben von Wildpflanzen und zahlreichen Tierarten. Insekten zu fördern heißt, dass wir ihnen Nahrungsgrundlage und Lebensräume schaffen und erhalten.
Was Insekten für die Landwirtschaft leisten
Rund 85% aller landwirtschaftlichen Erträge hängen von der Bestäubungstätigkeit sämtlicher Insekten ab. Dazu zählen vor allem Obst, Gemüse oder Ackerkulturen wie Raps, Kürbisse oder Sonnenblumen. Honigbienen decken höchstens ein Drittel der gesamten Bestäubungsleistung ab, zwei Drittel werden von Wildbienen und anderen Insekten geleistet. Während der Honigbienen vom Imker versorgt werden, sind viele der anderen Insekten auf sich selber und eine artenreiche Natur mit geeigneten Rückzugsorten angewiesen. Landwirtschaft funktioniert über Generationen nur im Einklang mit der Natur und einem funktionierenden Ökosystem und nicht dagegen.
Was Wildbienen & Co zum Überleben brauchen
Blüten als Nahrung: Während aber Honigbienen verschiedenste Blüten als Pollenquelle annehmen, sind viele Wildbienen und andere Insekten sehr wählerisch. Sie sind hoch spezialisiert und bei der Versorgung ihrer Nachkommen oftmals auf Pollen einer einzigen Pflanzengattung angewiesen. Aufgrund dieser Spezialisierung wird auch deutlich, warum es so wichtig ist, dass viele verschiedene Blütenpflanzen für Wildbienen zur Verfügung stehen. Nur ein artenreiches und einheimisches Blühangebot kann zahlreiche Arten mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen ernähren und ihr Überleben sichern.
Naturbelassene Strukturen als Lebensraum, Rückzugsorte und Nistmöglichkeiten: Allein mit liegengelassenen Holzhaufen, alten Obstbäumen, Blühstreifen, selten gemähten Böschungen und trockenen G‘stetten werden wichtige Lebensräume für viele wertvolle Insekten- und Pflanzenarten erhalten. Ungefähr die Hälfte aller Wildbienenarten legt ihre Eier in selbst gegrabene Gänge im Boden. Neben sandigen, offenen Bodenstellen können die Brutröhren von manchen Arten auch in vertrockneten Pflanzenstängeln angelegt werden. Geeignete Nistplätze für Wildbienen dürfen nicht zu weit von Nahrungsquellen entfernt sein. Um die Brutzellen mit Nahrung zu befüllen, benötigen Wildbienen oft mehrere hundert Blüten und müssen entsprechend oft zwischen ihrem Nest und den Blüten hin und her fliegen. Der Aufwand zur Versorgung der Nester wird mit zunehmender Entfernung immer größer und es werden weniger Nachkommen produziert oder sie werden bei langer Abwesenheit der Weibchen von Parasiten befallen. Für die viele Insekten wird es schon schwierig, wenn die maximale Entfernung zwischen Nest und Nahrungsquelle mehr als 300 Meter beträgt. Das bedeutet, dass alles was Insekten zum Überleben brauchen – Hecken, Blühflächen, sandige Stellen, Totholz, Steinhaufen – auf ertragsschwächeren Flächen, gleichmäßig über die Landschaft verteilt sein sollte, um die Artenvielfalt zu fördern.
Woerle-Bauern als aktive Lebensraumgestalter
Im August 2020 haben unsere Bäuerinnen und Bauern im Rahmen des von Bund, Ländern und EU geförderten Projektes „Wir Baue(r)n für die Vielfalt“, bei dem die Fa. WOERLE Projektpartner ist, gemeinsam mit unserer Käserei und dem ÖKL als Projektträger, mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer Salzburg, Vertretern der Landesregierung, dem Maschinenring Salzburg und Schülerinnen der HBLA Ursprung eine neue Blühwiese angelegt. Gemeinsam ist so am Hof der Familie Weissl eine Blühfläche in der Größe von 2.000 qm, was ungefähr 3 Tennisplätzen entspricht, entstanden! Vielen Dank an unsere Referenten Dipl.-Ing. Matthias Greisberger, BEd (Landwirtschaftskammer Salzburg) und Manfred Tanner (Maschinenring Salzburg). Jetzt heißt es Geduld haben, bis die ersten Pflanzen wachsen .. blühende Bilder folgen ..