Hat die Honigbiene im Winter nichts für die Artenvielfalt zu tun?
Auch im eisigen Winter sind Heumilchkühe gut geschützt und brauchen sich um ausreichend Nahrung keine Sorgen machen. Sie bekommen von den Woerle-Milchbauern nur bestes Futter aus sonnengetrocknetem, pflanzenreichem Heu. Doch was machen die Honigbienen? Im Sommer sah man sie noch fleißig durch die Heublumen fliegen, mit einem Mal sind sie alle weg? Wie und wo verbringen sie den Winter? Warum ist die Biene auch im Winter wichtig für den (Heumilch-)Käse? Und was tut der Imker im Winter Wichtiges für die Honigbienen?
Unterschied zwischen Sommer- und Winterbiene
Die Sommerbienen schlüpfen zwischen Frühjahr und Sommer und arbeiten den lieben langen Tag – sie suchen Futterquellen, sammeln Nektar, produzieren Honig, bauen Waben, pflegen und hegen den Nachwuchs, umsorgen die Königin und verteidigen den Bienenstock gegen Eindringlinge. Wer sein Leben lang so hart arbeitet und Stress hat, der wird nicht alt. Die Sommerbiene wird nur ca. 4 – 6 Wochen alt. Ein Sommerbienenvolk besteht in der Regel aus 50. – 80.000 Bienen. Die Winterbiene dagegen schlüpft erst im Spätsommer oder Herbst nach der Blütezeit. Ihre Aufgabe ist es nicht mehr, Honig zu sammeln, sondern ihre Königin sicher über den Winter zu bringen und im Frühjahr die Brut für den folgenden Sommer aufzuziehen. Sie lebt wesentlich ruhiger und mit etwa 6 – 9 Monaten deutlich länger als die Sommerbiene. Ein Winterbienenvolk besteht aus nur etwa 10. – 20.000 Bienen. (Quelle: Johann Laireiter, Obmann Imkerverein Mondsee)
Fütterung
Während wir Menschen im August und September noch den Sommer genießen, fangen die Imker unter den Woerle-Milchbauern gegen Ende Juli schon an, den reifen Honig „das flüssige Gold“ zu ernten und die Honigbiene langsam auf den Winter vorzubereiten. Das Blütenangebot ist mittlerweile knapp und im Winter verlassen Honigbienen ihren Stock einige Monate lang nicht. Damit das Bienenvolk den Winter gut übersteht und genügend Wärme im Stock produzieren kann braucht es genügend Futter. Die fleißigen Sommerbienen kümmern sich um die Vorratshaltung für den Winter und lagern ausreichend Futter in den Waben ein, damit die Winterbienen davon zehren können. Nach der Blütezeit im Sommer stellen die Woerle-Imker dem Bienenvolk deshalb das richtige Futter im richtigen Ausmaß zur Verfügung, damit die Bienen nicht verhungern. Als nachhaltige Imker lassen die Woerle-Milchbauern den Bienen einen Rest vom eigenen Blütenhonig aus dem Sommer und ergänzen die Fütterung mit Zuckerwasser oder Fertigfutter. „Wenn ich kurz vor Winterende nachfüttern muss, dann nur mit Honig, weil der den Bienen mehr Energie gibt und mehr Eiweiße, Pollen etc. für die Brut enthält.“, erläutert Woerle-Milchbauer Josef Liebewein „außerdem vermischt sich das Zuckerwasser sonst mit dem Honig, den ich später ernte. Das wäre ein großer Nachteil für die Qualität.“
Der schlimmste Feind der Honigbiene
Ein Bienenvolk braucht die Hilfe des Imkers, um langfristig überleben zu können. Denn die in den 1970er Jahren aus Asien eingeschleppte 1,7 Millimeter große Varroamilbe ist die größte Bedrohung für unsere Bienenvölker. „Die Varroamilbe ist ein Parasit, der sich vom Blut erwachsener Bienen oder auch der Bienennachkommen ernährt. Die Bienen tragen den gefährlichen Feind auf dem Rücken in den Stock und er breitet sich in der Brut aus. Starker Befall führt zu verkrüppelten und schwachen Bienen. Ohne geeignete Behandlung in der Vorbereitungszeit würden unsere Bienen den Winter meist nicht überleben. Oftmals sind sogar zur Sicherheit des Bienenvolks, noch ein bis zwei weitere Behandlungen im Winter erforderlich“, erklärt Woerle-Milchbauer Matthias Ebner, Obmann-Stellvertreter vom Imkerverein Mondsee. „Man braucht jedoch viel Wissen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um die Varroamilbe erfolgreich zu bekämpfen. Mir ist eine bienenverträgliche und umweltschonende Behandlung sehr wichtig“, setzt der naturverbundene Imker hinzu.
Honigbienen – Gruppenkuscheln und Teamwork
Gruppenkuscheln und Zusammenarbeit sind für die Honigbienen im Winter zwei durchaus erfolgreiche Überlebensstrategien. Die Winterbienen überwintern gemeinsam im Bienenstock und rücken dabei ganz eng zusammen und bilden die sogenannte „Wintertraube“, durch die sie sich gegenseitig vor Kälte schützen. In der Mitte der Traube sitzt die Königin gut geschützt und gewärmt von ihren Arbeiterinnen. Sobald die Temperatur im Stock unter 10 Grad fällt beginnt das gesamte Bienenvolk diesen mit den Flügeln wieder auf bis zum 30 Grad warm zu zittern. So überstehen sie im Winter selbst zweistellige Minusgrade. Innerhalb der Traube werden die Positionen regelmäßig getauscht, damit keine der Bienen „überlastet“ wird und alle gleichmäßig „warmgekuschelt“ werden. Auch die Winterbiene ist sehr nützlich und fleißig und benötigt die gesammelten Honigvorräte, um ihren Energiebedarf zu decken und das gesamte Volk so unbeschadet über den Winter zu bringen. Sobald es im Frühjahr wieder wärmer wird, endet die Winterruhe der Bienen. Die Sommerbienen schlüpfen und machen sich auf die Suche nach den ersten Heublumen, um wieder frische Pollen und Nektar zu sammeln.
Auch wenn wir die Winterbienen in den kalten Monaten wenig sehen, leisten sie dennoch sehr wichtige Arbeit und unverzichtbaren Beitrag für die Artenvielfalt, denn sie sorgen für ein starkes Wintervolk mit einer jungen, gesunden Königin und für ein Volk, dass im nächsten Jahr wieder genügend fleißig blütenbestäubende und Honig produzierende Bienen hervorbringt.