Die erste Mahd

„Der erste Schnitt ist etwas ganz Besonderes.“ Solche Sätze hört man von Heumilchbauern, wenn sie über den Heuschnitt sprechen. Aber warum? Was hat es damit auf sich?

Im Mai, wenn die Wiesen im Salzburger Flachgau und Mondseerland in voller Blüte stehen, versuchen die Heumilchbauern den richtigen Schnittzeitpunkt zu finden.  Der erste Schnitt ist der wichtigste, weil die Gräser nach dem Winter besonders viel Zeit hatten zum Wachsen und viele Nährstoffe und Energie in sich tragen. Das Heu aus dieser Mahd, das Futter für Heumilchkühe im Winter, ist somit besonders nährstoffreich und wertvoll – wertvoller als das der folgenden Mahden, die später erfolgen. Der Erntezeitpunkt entscheidet daher darüber, wie viel Milch die Kuh aus dem Grundfutter produzieren kann. Je höher die Nährstoff- und Energiekonzentration, desto mehr Milch kann sie aus dem Grundfutter geben.

„Der optimale Schnittzeitpunkt ist die Voraussetzung, um die bestmögliche Futterqualität zu erreichen. Zwischen Mitte und Ende Mai findet meistens die erste Mahd statt.“
Wolfgang Eibl, Woerle-Heumilchbauer

Artenvielfalt

Wählt der Heumilchbauer einen späteren Zeitpunkt der ersten Mahd als viele konventionelle Bauern, dann bekommen auch Nachzügler unter den Pflanzenarten, die erst später zur Blüte gelangen und heranreifen, eine Chance. Aus diesem Grund und weil die Wiesen nur wenig gedüngt werden, enthält das Heu eine große Artenvielfalt. Das schmeckt den Kühen. Wird das Gras der ersten Mahd aber „überständig“, also zu lang, verliert es an Nährwerten und es kann sein, dass es der Kuh nicht mehr schmeckt.

 

Wallersee mit großer Wiese, auf der Kühe zu sehen sind

Poker mit dem Wetter

Aber wie bestimmt man den richtigen Zeitpunkt? Das Wichtigste ist stabiles, trockenes, sonniges Wetter. Schwierig wird es beispielsweise, wenn das Wetter im Frühjahr ständig wechselt. Denn: Nach dem Schnitt muss das Heu des Heumilchbauern mindestens drei Tage lang trocknen, bevor es eingebracht wird. Wird das Heu zu feucht eingelagert, ist seine Qualität nicht so gut wie sonnengetrocknetes Heu.

Warum macht es dann nicht jeder Bauer so wie der Heumilchbauer?

Weil es zeitaufwendig, vom Wetter abhängig ist und mehr Arbeit verursacht. Ein Heumilchbauer muss mindestens drei Tage fürs Heuen einrechnen: Am ersten Tag mäht er, dann wendet er das Gras zwei Mal täglich mit dem Kreisler, erst am dritten Tag abends holt er es als Heu in den „Heuboden“. Vorausgesetzt, er hat Glück und es scheint die Sonne. Regnet es zwischendurch, dauert es noch länger.

Aber die Arbeit des Heumilchbauern zahlt sich aus: Kühe, die derart hochwertiges Futter bekommen, geben auch Milch von allerhöchster Qualität. Nur so kann Käse höchster Qualität hergestellt werden.